0720.02 – Büssing Trambus TU 5000
Man kann sich vorstellen, wie man damals am Anfang der unverglasten Ära im Jahre 1949 bei WIKING in Berlin die Köpfe zusammensteckte. Wie schaffen wir es formbautechnisch, die umfangreiche Verglasung des neuen Busses von Büssing darzustellen? Das muss die Frage gewesen sein. Löcher in der Karosserie ohne Verglasung wie beim Stromlinienbus waren offensichtlich für Peltzer und Kedzierski keine Lösung. Silberne Schablonierung wie vier Jahre später beim MB O 6600 oder der Straßenbahn wohl noch nicht denkbar, zu teuer oder für die spielenden Kinderhände als keine lang anhaltende Lösung befunden. Wir wissen es nicht. Klar ist, die Entscheidung war das Karosserieoberteil – mit dem Bewusstsein um die falsche Darstellung – komplett transparent auszuführen. Der Blick in das Innere wurde frei, der Büssing Trambus wurde das erste verglaste Modell von WIKING. Und damit auch das erste, welches eine detaillierte Inneneinrichtung erhielt. Ein besonderer Charme, den das Modell zeitlebens hat(te).
Heute kennt man den Büssing Trambus nur noch von Bildern, selten im Original. Die Jugendlichen, die das Fahrzeug einst sahen, mussten feststellen, dass da doch wesentlich weniger Fensterflächen waren, als beim Modell. Also griffen einige zu Farbe und lackierten die Dachflächen um die Fenster nach. Selten trifft man auf Börsen noch auf so ein handbemaltes Exemplar.
1978 war nach fast 30 Jahren im Programm zunächst Schluss. Peltzer hatte in all den Jahren das Modell nahezu unverändert fertigen lassen. Kleinere Änderungen an Karosserie, Fahrgestell oder Verglasung. Die Kosten für eine Überarbeitung der Form mit Fensterdurchbrüchen und der Entwicklung eines Verglasungseinsatzes sparte er sich 1959. Mit Produktionsende des Originals zu diesem Zeitpunkt rechnete er sicher nicht mit einem weiteren langen Produktionszeitraum von fast 20 Jahren für das Modell. Da hätte sich der Formbau sicher doch noch gerechnet.
Der Bus blieb wir er war. Wenige Bauteile, eingesetztes detailreiches Fahrgestell, eingeklebter Fahrer mit Lenkrad an der Inneneinrichtung. Das war auch bei den Neuauflagen seit 1989 unter neuer WIKING-Führung so.
Bis jetzt. Denn heute kann WIKING das viel besser, was jugendliche Hände einst versuchten. Dem Modell eine Anmutung wie beim Original zu geben. Die moderne Drucktechnik macht es möglich, die Zeit ist reif für die erste Umsetzung.
Ganz im klassischen purpurrot der DB rollt er heran, und darf nun mit „geschlossenem Dach“ in die Vitrinen und auf die zeitgenössisch gestalteten Modellbahnanlagen rollen. Das Druckbild des abnehmbaren Daches ist gut geworden. Richtig aufgesetzt ergibt sich ein sauberer Übergang zwischen Dach und Karosserieunterteil. Die Farbe etwas matter als das Karosserieunterteil, aber es entsteht ein harmonischer Gesamteindruck. Zielanzeige oder Dachlüfter sind beim Druck ausgespart.
Die Fensterstege und feinen Kannten sind gut getroffen. Durch die Fenster erblickt man eine tomatenrote Einrichtung. Hinter dem elfenbeinfarbenen Lenkrad sitzt der Busfahrer in saphirblauer Uniform. Fast ein bisschen ungewohnt steht er vor dem Betrachter. Wir kennen in nur durchsichtig, nicht so verschlossen. Doch diese neue Anmutung steht ihm gut, auch dieses Modell gewinnt mal wieder enorm durch den Druckkomfort. Man bedenke, da steht ein Modell vor einem, welches vor fast genau 70 Jahren das erste Mal aus der Form gegossen wurde!
Die seitliche Bedruckung weist den Betrachter auf den Betreiber der Busflotte hin. „Deutsche Bundesbahn“ ist dort in goldgelb zu lesen. Vorne ein kleines DB-logo in weiß und schwarz. Viel Chrom trägt der Braunschweiger Bus mit sich. Zierlinien, Radläufe und Spinne vorn sind gesilbert. Die Positionslichter oberhalb der Fensterscheibe sind ebenso gesilbert wir die Dachmitte mit Lüftereinheit. Die Rückleuchten sind rot bemalt, die Scheinwerfer wie einst gesilbert.
Ein gelungenes Rundumpaket ist das geworden, eigentlich ein neues Modell. Fast mehr als eine Modellpflege – und doch nur ein visueller Zauber durch Drucktechnik. Schön.