0335.01 – Tempo Matador
Ein Fahrzeugkonzept, welches heute noch funktioniert und millionenfach im Einsatz ist. Frontmotor, Einfachkabine, Pritsche. Einfach Technik und die notwendigste Ausstattung zum wirtschaftlichen Preis. Warum der Tempo der Firma Vidal & Sohn mit dieser Erfolgsformel nicht so erfolgreich wurde wie der VW T1 ist heute schwer zu verstehen.
Als einer der ersten Transporter nach dem Weltkrieg und in dieser Bauart fand der Tempo Matador Schnelllaster sich natürlich neben Werbemodellen im Maßstab 1:50 auch im frühen WIKING H0 Programm wieder. Als Drahtachser mit Hochpritsche spielten die Kinder der Nachkriegszeit das auf den Straßen erlebbare Wirtschaftswunder nach. Im Sandkasten ließ sich die robuste Pritsche gut mit Sand und kleinen Kieseln beladen. Mit dem unverglasten Rollachser wechselte WIKING die Bauform und bot den Tempo als Flachpritsche mit integrierten Radhäusern auf der Pritsche an.
Beide Pritschenvarianten plant WIKING nun auch für die Neuinterpretation des Modells, welche in den kommenden Jahren ebenso in das Programm einziehen sollen wie ein neuer Kofferaufbau. Der Tiefzieheinleger der Verpackung verrät, dass zudem Varianten mit Blaulicht zeitnah geplant sind.
Heute ist der Hamburger Transporter kaum noch anzutreffen. In Museen gelegentlich, auf Oldtimertreffen selten, der Verfasser hat noch nie ein fahrendes Exemplar gesehen. Die Fahrzeuge waren irgendwann aus dem Straßenbild verschwunden, verbraucht zwischen Wiederaufbau und Alltagsgeschäft. Während der Käfer sicher zum Teil das Überleben der der viel häufigeren VW T1 Fahrzeuge sicherte, gab es anscheinend für die Tempo Fahrzeuge keine so gute Ersatzteilversorgung. Auch wenn in den frühen Tempo Matadoren, die Vorbild für das WIKING Modell sind, noch ein VW Boxermotor werkelte. Diesen kaufte Vidal & Sohn zu, bis VW die Lieferung stoppte und auf 2-Taktmotoren umgestellt werden musste.
Die Motorenausstattung und der spätere Verkauf der Firma Tempo an Hanomag sowie die folgenden Eigentümerwechsel verbesserten die Lage vermutlich auch nicht. Die Liebe zu dem eigenwilligen Knautschgesicht war sicherlich nicht einfach zu pflegen. Es war ja auch „nur“ ein Nutzfahrzeug. Es wird einige Gründe geben, warum es so wenige in die Jetztzeit geschafft haben.
Wie üblich haben die Modellbauer gründlich recherchiert, wie man das Modell nach heutiger Modellbaukunst umsetzen kann. Es ist ein fein detailliertes Modell entstanden, dezent bedruckt um den sparsamen Zeitgeist einzufangen. Alleinig das Tempo-Logo, der Matador-Schriftzug und die Türgriffe sind silbern bedruckt. Die Scheinwerfer vorne sind transparent eingesetzt. Die graue Inneneinrichtung mit eingesetztem schwarzen Lenkrad zeigt zwischen den Sitzen die Motorabdeckung.
Die blaue Kabine ist mehrteilig angelegt, so dass die Front auch in einer anderen Farbe gespritzt werden kann. Die beim Vorbild wie eine Tür öffnende Motorhaube wird wie im vorliegenden Fall gleich oder bei Bedarf andersfarbig aufgesetzt. Das bietet mehr Möglichkeiten bei der Umsetzung von Vorbildfahrzeugen ohne großen drucktechnischen Aufwand einer zweifarbigen Gestaltung. Die zerklüftete Front des Lieferwagens wäre auch sehr undankbar für die Erstellung einer Druckvorlage – der Name Knautschgesicht kam nicht ohne Grund auf.
Die Frontgestaltung des Nachfolgers könnte mit einem gesonderten Bauteil umgesetzt werden. Einen Schieber für die dort geänderte Frontscheibe ist in der Form allerdings nicht angelegt, so dass nicht mit jüngeren Bauformen der Matador-Baureihe gerechnet werden kann.
Das Fahrgestell ist fein detailliert und weist dünne Streben im Rahmen auf. Dieser Leiterrahmen wird bei den Nachfolgern des Tempo Matador noch Jahrzehnte nach der Einführung verwendet. Das Reserverad fehlt nicht, wie man erst vermuten mag, es befindet sich beim Vorbild hinter der Motorhaube. Daher ist es beim Modell nicht zu sehen.
Die zeitgemäße und sehr gut gelungene Umsetzung des Modells ist die Krönung der bisherigen Modellgeschichte des Matadors bei WIKING. Und dank der möglichen Aufbauvarianten eine Vielfachkrönung.
Anmerkung: werkseitig ausverkauft seit 12/2018
0314.01 – VW T2 Doppelkabine
Fast zwei Jahre mussten die Freunde des T2 auf den neuen Pritschenwagen mit Doppelkabine warten. Ende Januar 2017 zeigte die Firma WIKING auf dem Messestand in Nürnberg frühe Muster als Silberlinge. Schon da war klar, frühestens Ende der zweiten Jahreshälfte, eher 2018 wird das Modell erscheinen. Jetzt ist es Jahresende 2018 geworden.
Die Wartezeit hat sich gelohnt. Die ersten „Handmuster“ aus dem 3D-Drucker in 2017 zeigten noch nicht die heutige Präzision. Proportionen, Details und Abmessungen wurden in den letzten Monaten an Hand von Originalbauplänen angepasst, so dass nun eine gut gemachte Miniatur des Transporters vor einem steht.
Der ab 1967 gebaute Lieferwagen ergänzt die Modellhistorie bei WIKING gut 50 Jahre nach dem ersten Modell. Als Bus, Kasten- und Pritschenwagen war und ist der Bulli der 2. Generation immer wieder im Programm und als Sondermodell anzutreffen. Seit der Überarbeitung und Wiederinbetriebnahme der Formen in den 1990er-Jahren sin die Bullis wieder ein echter Dauerläufer bei WIKING. Nun sind also auch Vorbilder mit Doppelkabine umsetzbar.
Bei der Umsetzung des Modells ist WIKING andere Wege gegangen als bei der Doppelkabine des Nachfolgers VW T3. Dort wurde die Formsprache von Bus und Kastenwagen aus den 1980er-Jahren übernommen, damit auch das vorhandene Fahrgestell übernommen werden konnte. Die T2 Doka ist eine komplette Neuentwicklung. Die auch für dieses Modell neu entwickelten Felgen kennen wir schon. Seit ca. 1 ½ Jahren findet man diese an den Transporter-Modellen der T2 und T3 Generation, wobei vor allem die Modelle der T3-Generation damit wesentlich vorbildgetreuer wirken.
Doch zurück zum Neuen. Das Modell bietet einen hohen Detailierungsgrad im Rahmen des heutigen Formenbaus. Realisiert wurde die erste Bauform der Baureihe. Mit kleinen Heckleuchten und angedeuteten Trittbretten an den Türen. Für die erste Auflage haben die Verantwortlichen bei WIKING ein zeitgenössisches Hellgrün ausgewählt. In dieser Farbe zum Bespiel vielfach im Gartenbau oder Baumschulen eingesetzt.
Bei den alten Bulli-Modellen ruht die Karosserie auf einem Fahrgestell mit integrierten Stoßstangen, welches auch die Achsen über Klipse aufnimmt. Das neue Modell ist modular aufgebaut. Die weißen Stoßstangen sind vorne und hinten eingesteckt und halten die schwarzgraue Bodenplatte an der Karosserie fest. Die Achsen laufen in verdeckten Achshalterungen. Die graubeige Inneneinrichtung liegt auf dem Fahrgestell auf, das schwarzgraue Lenkrad ist vorbildgerecht farblich abgesetzt und am Armaturenbrett eingesteckt.
Wie bei den neu konstruierten VW T1 Modellen sind Scheinwerfer und Rückleuchten transparent eingesetzt. Die Scheinwerfereinfassung ist silbern gerahmt, was die Aluminiumringe am Vorbild nachbildet. Per signalorangem Druck werden die an der Karosserie erhabenen Blinker an der Front dargestellt. Dort ist das VW-Logo weiß bedruckt.
Was bei den Modellen der 1960er-Jahre nur drucktechnisch umsetzbar ist, lässt sich nun direkt im Spritzvorgang umsetzen. Die Karosserie ist im Kabinenbereich zweiteilig ausgeführt, was zweifarbige Gestaltungen und umfangreiche Bedruckungen der Kabine einfacher ermöglicht.
Das Karosserieoberteil sitzt bündig auf dem Unterteil. Der Wulst unterhalb der Fenster schließt mit einer umlaufenden Naht sauber ab. Die beiden Bauteile sind verklebt, die Karosserie wirkt aus dem üblichen Betrachtungsabstand nahezu einteilig. Bei zweifarbig gestalteten Modellen wird die konstruktionsbedingte Naht, die es beim Vorbild nicht gibt, noch weniger in Erscheinung treten.
Der Gesamteindruck des Modells ist sehr gut. Im Vergleich mit den alten Modellen fällt der kleine Maßstabssprung kaum auf, das Modell ist leicht größer. Und auch in der Detailierung setzt sich das neue Modell von den Vorgängern ab und zeigt den Fortschritt im Formenbau klar auf. Bewusst hat WIKING eine neue Formsprache gewählt, denn die Nutzungsdauer der Altformen ist endlich. Was nach dem Formentod neu entstehen, und wie eine zeitgemäße Miniatur des T2 aussehen könnte, zeigt die neue Doka.
Klar wird aber damit, dass Sets aus beiden Modellepochen auch gut funktionieren werden. Trotz Maßstabssprung und mehr Detailierung werden die beiden Modelle nebeneinander immer passend wirken.
Als Einzelmodell wirkt die T2 Doka erstklassig. Die Gestaltungsfülle ist durch die zweiteilige Karosserie vielfältig und vieles ist denkbar. Neben den obligatorischen Einsatzfahrzeugen, kommunaler Nutzung und Baufahrzeugen mit und ohne Plane werden uns sicher in den nächsten Jahren zahlreiche Serien- und Sondermodelle der neuen Doka begegnen.
Für die Pritsche muss allerdings eine neue Plane konstruiert werden. Was bei den Handmustern aus dem 3D-Drucker – siehe Bild am Anfang des Beitrags – noch passte, passt vorbildgerecht auf der Pritsche nicht mehr: die Plane der VW T1 Doka. Im Bild sieht man die fehlende Länge als Fuge zwischen Kabine und Prtitsche. Gespannt was und wann da noch an Doka-Bullis kommt genießen wir das heutige Modell.
Anmerkung: werkseitig ausverkauft seit 01/2019
0311.48 – VW Amarok GP Comfortline
Vom Arbeitstier zum edlen Freizeitgefährt. Wer als Kunde die Ausstattungslinie Comfortline bei Volkswagen Nutzfahrzeuge wählt, bekommt einen veredelten Pick-up. Vor Jahren eine eher seltene Fahrzeuggattung, entdecken immer mehr Nutzer diese Fahrzeugklasse für sich. Der VW Amarok ist einer der trendigen Zeitgenossen.
Es sind nicht nur Handwerker, Hilfsdienste oder Rettungsdienste die die praktische Pritsche nutzen. Auch im Freizeitsport und als Zugfahrzeug für Motor- oder Reitsport trifft man den Pritschenwagen inzwischen an. Wer es etwas edler mag, kann sich über die Zusatzausstattung ein wenig Luxus in die ansonsten auf Handwerk und Bauwirtschaft zugeschnittene Kabine zaubern. Im Modell kann man das im Innenraum nicht erkennen. Aber außen wird die höhere Ausstattungslinie durch zusätzliche verchromte Bauteile bei WIKING sichtbar gemacht.
Die Formenanpassungen der großen Produktpflege (GP) hat WIKING bereits im Frühjahr vollzogen. Denn mit dem in der Form eingebauten Schiebern lassen sich verschiedene Gestaltungsdetails umsetzten. So auch die Comfortline-Optik. Hochwertiger ging es schon bei ersten Modell nach der Modellpflege zu. WIKING realisierte die Highline–Ausstattung und veredelte den Pick-up mit matter Metalliclackierung.
Jetzt also eine Ausstattungslinie weniger, ein bisschen weniger Chrom und eine trendige matte Lackierung in Indiumgrau. Das wirkt richtig edel am Amarok, und kommt am Modell noch viel besser zur Geltung als auf dem Bild. Denn das tageslicht im Fotocube lässt das Modell anders als bei der direkten Betrachtung des Modells wirken. Die Ausstattungslinie wird am teilverchromten, schwarzgrauen Kühlergrill deutlich, hinter dem sich laut silbernem Heckschriftzug ein V6 TDI werkelt.
Der Rest ist State of the art: transparente eingesetzte Scheinwerfer und Rückleuchten, feine Drucke am Fahrzeug und schwarz gerahmte Fenster perfektionieren das Modell. So findet der Betrachter gesilberte Nebelleuchten sowie Zierleisten ebenso wie die Typenbezeichnung am Heck. Dazu noch durchbrochene Alufelgen wie beim Vorgänger. Im Vergleich mit diesem fällt die Reduzierung am Chromzierrat deutlich ins Auge.
WIKING bleibt so mit dem neuen edlen VW Amarok am Pick-up-Puls der Zeit und setzt das aktuelle VW Modell hochwertig und vorbildgerecht um.
0805.09 – VW Karmann Ghia „Gelb-Schwarzer Renner“
Die späten 1960er und die 1970er-Jahre waren farbenfroh. In der Mode, am Auto und der Architektur. Was in der Architektur noch an der einen oder anderen Stelle geschützt überdauert, ist beim Fahrzeug heute als Ausnahme fast verschwunden. Beim Auto und in der Mode kommen Farbtrends alle paar Jahre mal wieder. Gelb ist in diesem Herbst und Winter eine beliebte Farbe. Als Accessoire wie Schal, Bluse oder Jacke. Wo ein Trend ist wird er von der Wirtschaft bedient.
Und beim Modellfahrzeug ist es ähnlich. Die Fahrzeuge der 1960er und 1970er Jahre kommen mehr und mehr in den Fokus der Sammler. Diesen Trend nimmt WIKING gerne auf. Nach dem nur gut vier Monate im Programm befindlichen VW 1303 als „Gelb-Schwarzer Renner“ (0795.05) Ende 2016 folgt nun zwei Jahre später ein VW Karmann Ghia in vergleichbarer Aufmachung. Der VW Karmann, außen sportlich – innen eher Hausmannskost, wirkt im Trainingsanzug richtig flott.
Das Blechkleid des Ghia ist insgesamt schwefelgelb. Die Inneneinrichtung ist zeitgemäß in schwarzem Kunststoff ausgeführt, was eine schwarze Kunstlederpolsterung nachempfinden könnte. WIKING spendiert dem Renner andere Felgen für einen sportlichen Auftritt. Die Alufelgen, erstmals am VW T4 eingesetzt, eignen sich sehr gut, um zeitgenössische Rennfelgen zu stilisieren. Diese sahen auch am Porsche Spider gut aus, und das tun sie auch am Karmann Ghia. An der Hinterachse rollen die Räder leider nicht gewohnt leichtgängig, so dass die peltzer’sche Rollprobe bei diesem Modell nicht bestanden ist. In der Vitrine stehend, liegen diese aber tief im Radkasten, was den sportlichen Eindruck unterstreicht.
Auf der gelben Karosserie findet der Betrachter dann wohl platzierte schwarze Zierlinien, die das Coupé zum Renner machen. Zumindest optisch, den hinten arbeitet ein Käfer-Motor, der nicht für üppige Fahrleistungen gebaut war. Neben der schwarzen Abschlusslinie am Schweller zieht sich eine geschwungene Linie von der Motorhaube beginnend unterhalb der Fenster rund um das Fahrzeug verlaufend. Ab der Tür verläuft ein zweiter Streifen parallel um das Fahrzeug herum.
Um Chrom kommt der VW (noch) nicht herum. Was beim Käfer-Renner später alles sportlich schwarz war, ist hier typisch für das Baujahr noch gesilbert. Fensterrahmen, Wischer, Türgriffe und Zierleisten sind einige der Anbauteile die zeigen, dass der Osnabrücker doch noch ein Kind der 1960er-Jahre ist. Front und Heck zieren verchromt dargestellte Stoßstangen, die durch eine silberne Glanzlackierung auf schwarzem Kunststoff entstehen. Das Heck ziert der silberne Karmann-Ghia-Schriftzug neben den rot bedruckten Rückleuchten. Der Vergleich mit einem sehr frühen Modell zeigt, wie sehr der Bedruckungsumfang in den letzten Jahren zugenommen hat. In Summe ein schicker Sport-Käfer in flotter Optik.