Die Isabella aus dem Hause Borgward war eines der ersten verglasten PKW-Modelle bei WIKING. Das erste mal tauchte die Limousine 1957 in der Bildpreisliste auf, wurde 1958 dann erneut als Neuheit vorgestellt, und dann auch ausgeliefert. Bislang verfügten nur Cabriolets über transparente Scheiben. Bei der Konstruktion wählte WIKING eine besondere Form der Verglasung. Auf die Ausformung der beim Vorbild sehr filigranen A- und B-Säule wurde bei der Karosserie verzichtet, nur die C-Säule als dachtragende Säule dargestellt.
A- und B-Säule wurden in der rauchtransparenten Verglasung graviert dargestellt. Verklebt mit dem Dach bilden Verglasung und Karosserie die neue verglaste Modelltype. Das ganze könnte man unter dem Titel „Jugend forscht“ bei Peltzer und Kedzierski laufen lassen können. Und die Jugend spielte mit den Autos. Die Konstruktion war filigran, so dass es zu Schäden gekommen sein muss. Drückt man zu kräftig auf das Dach, drückt sich dieses vorne ein.
Schon 1962 nahm Peltzer das Modell nach nur 4 Jahren aus dem Programm, vermutlich um die Form zu überarbeiten. Oder als Reaktion auf das Ende der Vorbildproduktion? Es wurden in die Form die heute bekannten A- und B-Säulen eingebaut, unklar ob schon 1962? Oder doch erst für die Wiederauflage in Rahmen der Veteranenserie ab Mitte der 1970er-Jahre?
Die Verglasung, die die geprägten Säulen hat, wurde damals nicht mehr überarbeitet. Entweder Peltzer traute dem Modell mit dem Konkurs von Borgward 1961 nicht mehr viel Erfolg zu, oder die Probespritzungen zeigten Ende der 1970er-Jahre schon die Probleme an den A-Säulen? So oder so, die Form verschwand ungenutzt im Archiv.
Dort holte man sie 2012 nach dem Umzug des Archivs nach Lüdenscheid wieder hervor. Die Bodenplatte bekam das aktuelle WIKING-Logo eingeprägt. Da die ursprüngliche Verglasung auf Grund der geprägten Fensterstege nicht gut passte, wählte man die Verglasung eines anderen Modells.
Doch diese führte zu erheblichen Spaltmaßen an den Fensterholmen. In dieser Bauform erschienen ein staubgraues Sondermodell für Idee+Spiel (Klassiker der Automobilgeschichte 6) und 2013 ein Serienmodell (0185.01) in korallenrot, letztes oben im Foto.
Die wenig zufriedenstellend passende Verglasung führte dazu, dass man 2021 doch versuchte die originale Verglasung für ein weiteres Sondermodell zu verwenden. Die weißgrüne Isabella für den PMS (WIKING-Verkehrs-Modelle 94) war das erste und bislang letzte Modell. Weil auch diese Verglasungswahl nicht optimal war. Diese ist zu voluminös für das nun durch die Fensterholme reduzierte Karosserieinnere. Die filigranen A- und B-Säulen bekamen Knicke bei der Montage.
Dieses Schicksal hat nun auch die Isabella für das Auktionshaus Saure ereilt. Dazu kommt, dass die Ausformung der feinen Fensterholme der beiden A-Säulen nicht mehr gut funktioniert, die Holme gebogen ausgeformt sind, siehe Foto oben. Die Form ist an den Stellen fehlerhaft. Eine neue Verglasung ohne geprägte Fensterstege würde das Problem folglich auch nicht mehr lösen. Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, die Form so zu belassen. Dann hätte man nur die Fensterholme auf der Verglasung bedrucken müssen.
Zu viele Kompromisse, zu viele Probleme mit der Form. Man hat in Lüdenscheid entschieden, dass die Isabella ein zweites Mal gehen muss. Und dieses Mal dann wohl endgültig. So wird das himmelblaue Sondermodell für die 102. Auktion des Auktionshauses Saure die letzte Isabella aus der alten Form sein. Die kleinen Makel wird man dem Modell als Sammler verzeihen, da sie uns an den frühen Formbau für verglaste Modelle erinnern.
Und den Willen Peltzers doch noch etwas besseres aus der Form herauszuholen, als zunächst geplant. Wer weiß, hätte Borgward überlebt, hätte vielleicht auch die Isabella mit neuer, passender Verglasung eine zweite Chance bekommen? Sicher ist nur, die Isabella sieht ein wenig geknickt aus. Je nach Modell mal mehr oder weniger stark ausgeprägt. So endet die Geschichte der Borgward Isabella bei WIKING fast so unglücklich wie die des Vorbilds. Aber sie endet himmelblau.